Hotellerie auf neuen Pfaden
Die Hotellerie entdeckt ihre transformierende Kraft: Mit visionären Konzepten werden ehemalige Monumente des Verkehrs und der Finanzwelt zu luxuriösen Hoteladressen mit Strahlkraft.
- Moritz Falck
Historische Wahrzeichen werden zu Hotelikonen
St. Louis/London – Die Revitalisierung grosser, historischer Bauten durch die Hotellerie setzt weltweit neue Impulse für Stadtentwicklung und Denkmalschutz. Zwei herausragende Beispiele zeigen, wie aus vergangenem Glanz neue Destinationen entstehen: das Union Station Hotel in St. Louis und das The Ned in London.
Union Station Hotel St. Louis: Aus dem grössten Bahnhof der Welt wird ein urbanes Highlight
Einst Drehkreuz des amerikanischen Eisenbahnverkehrs, beherbergt die Union Station in St. Louis heute eines der eindrucksvollsten Hotels der USA. Wo um 1945 täglich bis zu 100.000 Menschen unterwegs waren, empfängt das Union Station Hotel heute Gäste in 540 hochwertig ausgestatteten Zimmern.
Nach dem Niedergang des Zugverkehrs in den 1960er-Jahren stand das imposante Gebäude leer. 1985 begann unter der Leitung der HOK Gruppe ein spektakulärer Umbau: Für rund 150 Millionen Dollar entstand ein Hotel, das die ehemalige Bahnhofshalle zu neuem Leben erweckte – mit Restaurants, Lobby und Eventflächen. In den 2000er-Jahren kamen ein Aquarium, Museen und ein Einkaufszentrum hinzu. Heute ist die Union Station nicht nur das meistbesuchte Ziel der Stadt, sondern auch ein Paradebeispiel für gelungene Umnutzung – mit dem Hotel als verbindendem Zentrum.
The Ned London: Luxushotel mit Bankgeheimnis
Mitten im Finanzviertel Londons wurde das frühere Hauptquartier der Midland Bank in ein Fünfsternehotel der Extraklasse verwandelt. Das 1929 errichtete Gebäude mit 13 Stockwerken und 32.000 Quadratmetern Fläche stand nach dem Rückzug der HSBC jahrzehntelang leer – bis 2012 die Soho House & Co das Potenzial erkannte.
Nach fünfjähriger Bauzeit wurde 2017 The Ned eröffnet – mit 250 stilvollen Zimmern, 13 Restaurants, Bars, Eventflächen und einem exklusiven Spa, das in den ehemaligen Tresorräumen untergebracht ist. Hinter meterhohen Panzertüren speist man heute wie im James-Bond-Film. Die Umwandlung der einstigen Büros und Technikräume in ein modernes Hotel erforderte nicht nur architektonisches Geschick, sondern auch technische Höchstleistungen – etwa bei der Wasserversorgung für Spa, Restaurants und 250 Nasszellen.
Hotellerie als Impulsgeber für neue Nutzungskonzepte
Beide Projekte zeigen: Die Hotellerie kann weit mehr als Betten vermieten. Sie kann Impulsgeberin für ganze Stadtviertel sein, Brücken zwischen Vergangenheit und Zukunft schlagen und ausgediente Gebäude mit Emotion, Funktion und Geschichte neu aufladen.
Experten betonen: Entscheidend für solche Projekte ist ein stimmiges Zusammenspiel aus Lage, Bausubstanz, Marktpotenzial – und einer starken, visionären Idee. Wie Moritz Falck, Inhaber der Falck Gruppe AG, formuliert: „Die Geschichte eines Gebäudes muss bei der Revitalisierung miterzählt werden. Das besondere Hotelerlebnis entsteht genau aus diesem Spannungsfeld zwischen gestern und morgen.“
Fazit: Zukunft braucht Herkunft
Ob Bahnhof oder Bankpalast – mit Mut, Kreativität und präziser Planung kann die Hotellerie nicht nur neue Massstäbe setzen, sondern auch Orte schaffen, an denen Geschichte neu erlebt wird. Union Station und The Ned zeigen eindrucksvoll: Wenn Vergangenheit auf Vision trifft, entstehen Destinationen mit Charakter.
Expertenmeinung
«Hotellerie, ob städtisch oder ländlich, funktioniert nur dort nachhaltig, wo Nachfrage, Preis und das besondere Hotelerlebnis im Einklang stehen. Eine detaillierte Planung ist bei solchen Projekten der Grossteil des Erfolgs. Bei der Revitalisierung muss die Geschichte der alten Gebäude, die zu Hotels umgenutzt werden, miterzählt werden.»
Moritz Falck
Group Executive, Inhaber
Die Falck Gruppe AG
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